Öffnungszeiten
Do – Sa 15 – 19 Uhr
Oder nach Absprache
Mit „White Void“ lädt die THE YARD Gallery zu einer außergewöhnlichen Kunstinstallation ein, die sich dem Wesen der Farbe Weiß und ihrer Unverfügbarkeit widmet. Ein Raum mit weißen Bildern – ein Konzept, das die Grenzen zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem verschwimmen lässt. Die Werke sprechen nicht nur durch ihre Reduktion, sondern vor allem durch das, was nicht gestaltet, nicht verfügbar ist – also durch das, was sich der direkten Wahrnehmung entzieht. Die Erwartung permanenter Verfügbarkeit von allem – so Hartmut Rosa in seinem Buch „Unverfügbar“ – führt zu einem Verlust von Lebendigkeit und echter Erfahrung, da wahre Begegnungen oft im Unverfügbaren liegen. Er plädiert dafür, Räume für Unverfügbarkeit zu schaffen, um echte Resonanz und Lebendigkeit zu ermöglichen.
Genau das will „White Void“. Die Installation ist weit mehr als eine visuelle Erfahrung. Sie fordert, sich mit dem nicht Erfassbaren im Sichtbaren auseinanderzusetzen. Die weiß-monochrom gestalteten Bilder entziehen sich jeder Eindeutigkeit. Ihre Präsenz ist zugleich intensiv und flüchtig. Intensiv, weil sie uns zwingen, genauer hinzusehen – und flüchtig, weil sie sich je nach Standpunkt und Lichtsituation ständig verändern. Sehen wir ohne Schatten das Licht, das Weiß? Die Werke zeigen uns, über die hinterlassenen Spuren auf der Leinwand hinaus, auch das Verborgene, das Unzugängliche. Und sie konfrontieren uns mit der Frage: Ist Kunst jemals vollständig erfassbar oder entzieht sie sich vielmehr jeder abschließenden Interpretation? Wahrnehmung, Erfahrung und Deutung verschmelzen zu einem offenen Dialog im Kopf des Betrachters.
Der Künstler selbst tritt dabei bewusst in den Hintergrund. Er verzichtet auf Signaturen oder Erklärungen der Entstehung der Werke. Er überlässt es den Besuchern, diese selbst zu erkunden. Der Raum wird so zu einer kontemplativen Erfahrung.
Um die kontemplative Erfahrung zu intensivieren, werden die Besucher durch einen Hinweis am Eingang gebeten, nicht zu sprechen, dafür aber bewusst und in Ruhe die fragilen Nuancen der Werke wahrzunehmen. So werden sie selbst Teil der Installation – flüchtig, ungreifbar, in ständiger Bewegung. Sie sind aufgefordert, sich auf das Nicht-Verfügbare einzulassen und gerade in dessen Abwesenheit eine neue Form der Präsenz und Begegnung in sich zu entdecken. Außer den weißen Leinwänden sind zwei leere, weiß bemalte Skizzenbücher Teil der Installation – eines davon mit herausgerissenen Blättern, die scheinbar achtlos im Raum verstreut sind. Umherliegende weiße Stifte, eine leere weiße Farbdose, ein eingetrockneter Pinsel und ein Video ohne Bilder evozieren den Eindruck eines kreativen Prozesses, der zwischen Schöpfung und Auslöschung oszilliert. Was bleibt, ist nicht nur das, was erschaffen wurde, sondern auch das, was verworfen, verborgen oder noch ungestaltet in der Zukunft liegt. — Jo Kühmstedt 2025
Wir laden und wir freuen uns über Ihren Besuch.
Michi Graf und Jo Kühmstedt
—Kuratoren-Team