Mai 2025

Do 22
19.00 THE YARD Gallery

Tina Hahn

Malerei

Ausstellung


Ausstellung
23. Mai 8. Juni 2025

Öffnungszeiten
Do—So 15 – 19 Uhr
Oder nach Absprache

Vernissage
Do 22. Mai 2025 ab 19 Uhr
Die Künstlerin ist anwesend


Die Malerin Tina Hahn

Vom Textildesign zur konkreten Kunst

Die Weberin und Textildesignerin Anni Albers fand 1922 eine Ausbildung und ein Wirkungsfeld am Bauhaus, drei Jahre darauf heiratete sie den Bauhausmeister Josef Albers. Im Herbst 1933 emigrierte das Paar in die U.S.A.; Anni Albers war mit ihren Webarbeiten erfolgreich und fand weit größere Anerkennung als in Deutschland. Sie war bestrebt, Handwerk und Industrie zu verbinden, Kunst und Design zu vereinen. In den 40er Jahren begann sie, kleinformatige Webereien auf Leinwand aufzuziehen, gleich Bildern zu rahmen, später gab sie die Weberei und übrige Textilarbeit auf: „Irgendwie war ich dem einfach entwachsen“, bekennt sie im Dezember 1989 in einem Interview mit Maximilian Schell. Mit großem Ernst wandte sie sich dem künstlerischen Feld der Grafik zu, zunächst der Lithografie, es folgten Siebdruck und Radierung. Walter „Gropius hat mir nie ganz vergeben, dass ich zur Kunst gewechselt bin“, gesteht sie; schon am Bauhaus argwöhnte er, sah Frauen lieber am Webstuhl und im Kunsthandwerk denn als freischaffende Künstlerin oder selbstständige Architektin.

Die Malerin Tina Hahn kann mit ihrem Übergang von einer etablierten Textildesignerin zu einer konsequenten Vertreterin konkreter Kunst einen vergleichbaren Wechsel im künstlerischen Werdegang vorweisen wie Anni Albers. In den frühen Jahren zeigten sich bei ihr unterschiedliche Interessen wie etwa mit einer Ausbildung in Bühnen- und Kostümbild, als Assistenz arbeitete sie an den Bühnen der Stadt Köln und Essen. Während ihrer Studienzeit an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste fand sie durch Margret Hildebrand, Professorin der Textilklasse, den Weg zum Textildesign wie zu einer gründlichen Ausbildung und avancierte zu deren Meisterschülerin. Margret Hildebrand war eine bedeutende Textildesignerin, zumal in den Jahren des Wiederaufbaus der Bundesrepublik, war eng verbunden mit der schwäbischen Textilindustrie. 1981 wurde sie emeritiert, als ihr Nachfolger für die Textilklasse der Hamburger Kunsthochschule der Berliner, bald Niebüller Maler Andreas Brandt berufen, ein namhafter Vertreter der konkreten Kunst. Über viele Jahre hat Tina Hahn exklusiv für die Stuttgarter Gardinenfabrik in Herrenberg gearbeitet wie schon Margret Hildebrand, speziell im Druckstoffdesign, doch ebenso in der Teppichsparte, darüber hinaus für die Bauhauskollektion der Firma Rasch in Bramsche Tapeten entworfen.

Kunst und Design sind eng verwandte, doch ebenso ungleiche Geschwister, die sich wegen der Herkunft sowie ihrer unterschiedlichen Grundsätze kaum unbeschwert vereinen lassen. Ihre fundamentalen Ansprüche liegen meist deutlich auseinander, doch können sie manchmal bei günstigen Konstellationen zu einer überraschenden Einheit finden. Um 2014 wandte sich Tina Hahn von dem mehr kunstgewerblich ausgerichteten Textildesign ab und als eine Vertreterin der konkreten Kunst der freien Malerei zu. Lange schon hatte sie sich mit diesem Gedanken getragen, hatte bereits im Sommer 1997 in einem Interview einen solchen Wunsch geäußert, doch mehr beiläufig hinzugefügt: „Allerdings hätte ich Lust dazu, ein Ballett auszustatten, nach dem Vorbild von Oskar Schlemmer oder Sonja Delaunay.“ Die ungeklärte Situation wie der eigene Wankelmut vor solch gravierendem Schritt hatte erst über Jahre eine Entscheidung heranreifen lassen, dem inneren Drängen zu folgen. Die Grundlagen für eine eigenwillige, autonome Bildsprache sowie eine unmittelbare, künstlerische Ausdrucksweise hatten sich zusehends in der bisherigen Tätigkeit ausgebildet, nur musste sie ihren Mut und ihre Freiheit dazu finden.

Die Bildwelt von Tina Hahn ist jeweils in ihrer formalen wie farblichen Gestaltung sehr klar und präzise, ästhetisch sicher und ausgewogen angelegt, konzentriert sich sorgfältig etwa beim Bildthema der Konfrontation abstrakter Formen auf die Darstellung des Gegenübers, der Annäherung wie des Durchdringens, auf die besondere Farbgebung wie Hell-Dunkel-Werte, variiert solch kontemplative Welten unaufdringlich, doch feinfühlig mit viel Phantasie. Die Größe der Leinwand wird in vier möglichen Standardgrößen vorgegeben, die maximal einen Meter nicht überschreiten; es sind Tafelbilder, für Wohnräume gedacht. Entworfen werden sie im Spiel mit farbigen Pappen und Papieren, die entsprechend zurechtgeschnitten und komponiert werden, endgültig gemalt werden die Werke von Hand mit Acrylfarben auf grundierter Leinwand. Die Bilder erwachsen aus streng geometrischen Formen wie Rechteck, Quadrat oder Dreieck, Streifen, Winkel, Diagonalen, Halbkreisen zu einem immer wieder neuen Kompositionsgefüge und lassen stets unbekannte Facetten des gestalterischen Prinzips entdecken. „Ich werde die Geometrie nie verlassen. Sie ist mein Leitmotiv (…). Inzwischen habe ich eine Liebe zum Malerischen entdeckt. Da hat es mich enorm gereizt, die Geometrie mit malerischen Elementen auf einem Stoff zusammenzubringen“, erklärt Tina Hahn 1988 über ihre Textilarbeiten in einem Interview und wiederholt fast zehn Jahre später mit ebensolcher Leidenschaft: „Die Geometrie ist meine Bestimmung. Mich fasziniert ihre Vielfältigkeit.“

Manfred Reuther, Klockries, den 10. September 2024


Sie sind herzlich eingeladen und wir freuen uns über Ihren Besuch.
Michi Graf und Jo Kühmstedt —Kuratoren-Team   



Biografie Tina Hahn

aufgewachsen in Wuppertal


Ausbildung
Fachhochschule Wuppertal, bei Prof. Oberhoff, Wandmalerei und farbige Raumgestaltung
Fachhochschule Hamburg, bei Herrn Prof. H. Koniarsky, Bühnen- und Kostümbild
Hochschule für bildende Künste in Hamburg, Meisterschülerin von Frau Prof. M. Hildebrand

1973—1977 arbeitete sie parallel an den Bühnen der Städte Köln und Essen als Kostümbildassistentin
Seit 1975 Eigenes Atelier für Entwurf- und Kollektionsgestaltung und -beratung.
Schwerpunkte: Druckstoffe, Tapeten, Teppiche
1994—1996 Dozentur für Textildesign an der Fachhochschule Hamburg
Seit 2005 Verstärkte Auseinandersetzung mit konstruktiv-konkreten Farb- und Formkompositionen

Es entstehen freie Arbeiten und Einzellausstellungen
2014 Galerie Szczesny Saint Tropez
2017 Galerie Lehmweg 33 Hamburg
2017 Galerie Agnes Sandahl Ramatuelle
2018 Galerie Agnes Sandahl Vallauris
2021 Stadtbücherei Niebüll
2024 Richard-Haizmann-Museum Niebüll

Entwürfe von Tina Hahn wurden national und international ausgezeichnet und ausgestellt u.a.:
Biennale Ljubljana „bio 10“ (Goldmedaille)
Japan „German Selection“
Amsterdam Stedelijk Museum
New York National Museum of Design
München Neue Sammlung Museum
Basel Museum für Gestaltung

Präsenz in öffentlichen Sammlungen u.a.
München  Neue Sammlung
Basel  Gewerbemuseum (Museum für Gestaltung)
Amsterdam  Stedelijk Museum
New York  Cooper-Hewitt Museum (National Museum of Design
Köln  Museum für angewandte Kunst
Hamburg  Museum für Kunst und Gewerbe
Stuttgart  Landesgewerbemuseum Württemberg

Tina Hahn lebt und arbeitet in Hamburg

Kontakt 
tinahahnhh[at]icloud.com
tinahahn.de



Ort

THE YARD Gallery (TONALi Campus)
Kleiner Kielort 6
20144 Hamburg


Kontakt
info@theyard.gallery